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3. Die Grundbedürfnisse des Menschen

In der Natur können wir beobachten, dass mindestens zwei Elemente benötigt werden, um etwas in Funktion zu bringen. Wenn ein Samenkorn keimen soll, braucht es als erstes einen Energieimpuls, der den Prozess der Keimung in Gang setzt. Diesen Impuls erhält es aus der Reaktion von Proteinen, wenn die richtige Temperatur, ausreichend Feuchtigkeit und genügend Sauerstoff vorhanden sind und die Lichtverhältnisse seinen spezifischen Anforderungen (Lichtkeimer/Dunkelkeimer) genügen. Sind diese Bedingungen erfüllt, werden Enzyme gebildet, die die gespeicherten Nährstoffe aktivieren und den Energiestoffwechsel und den Wachstumsprozess starten.

Ähnliches zeigt sich in der menschlichen Zelle, die eine kleine Chemiefabrik ist. Eine Zelle funktioniert als Kanal – wie letztlich alle Dinge in der Natur. Sie ist dazu da, ein Produkt herzustellen. Natürlich kann sie nichts aus sich selbst heraus produzieren. Die menschliche Zelle braucht ein geeignetes Umfeld, d. h. einen Druck von etwa 1 Bar und eine Temperatur nahe bei 37° Celsius. Wenn der Druck zu hoch ist, wird die Zelle beschädigt und auch die Temperatur darf nur wenig schwanken. Die Zelle benötigt Rohstoffe, also Chemie, für die Herstellung des Produktes sowie die dazu nötige Information im Zellinneren. Doch sind die Rohstoffe, also das Atmen, Trinken und Essen schon ausreichend, um das Produkt zu erhalten? Nein, dazu gehört auch noch Energie in Form von elektrischem Strom, damit die Rohstoffe umgesetzt werden können.

Der Mensch als Ganzes benötigt ebenfalls elektrischen Strom, der seine Funktion überhaupt erst ermöglicht. Von großer Bedeutung dafür sind die Hirnströme. Zusätzlich und gleichzeitig braucht er Energie in Form von Chemie zum Erhalt seiner Funktion.

Woher kommt nun der Strom im Menschen? Die klassische Medizin beschreibt an dieser Stelle eine Art Perpetuum mobile. Nach der Schulmedizin erzeugt sich die Hirnrinde den von ihr benötigten Strom quasi selbst. Nur kann es ein Perpetuum mobile überhaupt geben? Könnte das menschliche Gehirn so etwas sein? Kann sich das Gehirn dann auch die Gedanken selber machen?

Als ich bei meinen Patienten die Körpergeschichte der Lebensgeschichte gegenüberstellte, wurde deutlich, dass Gedanken ausschlaggebend im Leben des Menschen sind. Dabei wurde mir auch klar, worum die Gedanken des Menschen immer wieder kreisen und welche Art von Information sie umsetzen. Schauen wir uns ein paar Beispiele an, damit dies deutlich wird.

Fall 2

Eine Patientin, etwa 70 Jahre alt, hatte eine Insulinpumpe mit einem Sensor, welcher alle 20 Minuten ihren Blutzucker maß. Auf meine Frage, ob sie einen Unterschied im Zuckerspiegel anhand von Ereignissen im Laufe des Tages bemerken würde, antwortete sie mir: „Immer, wenn ich höre, dass meine Enkel zu Besuch kommen, freue ich mich sehr und mein Zucker fängt sofort an zu sinken, bis er in den Normalbereich kommt.“

Welches Bedürfnis stillen die Enkel dieser Patientin? Ihr Bedürfnis nach Nahrungsmitteln? Sicherlich geht es hier um ein geistiges Bedürfnis, um die Liebe und nicht um körperliche Bedürfnisse. Wichtig ist nur zu verstehen, wie diese Information, die für die Patientin offensichtlich eine positive war, zur Senkung des Zuckerspiegels führte.

Fall 3

Eine andere, jüngere Diabetespatientin, auch mit einer Insulinpumpe mit Sensor ausgestattet, hatte eine ähnliche Erfahrung, nur auf der negativen Seite. Während einer Stresssituation vor Gericht ging der Zuckerspiegel nach oben und ihr Gerät meldete sich. Nach einigen Einheiten Insulin stieg der Zucker trotzdem weiter an. Auch die nochmalige Gabe von Insulin brachte nicht die erwünschte Blutzuckersenkung. Erst als der Gerichtstermin zu Ende war, fiel der Zucker dieser Patientin – dann deutlich unter den Normalbereich durch das mehrfach zugeführte Insulin.

Wenn der Mensch nur Materie wäre, wenn also seine Gedanken keine Bedeutung hätten für die richtige Funktion des Körpers, dann dürfte so etwas nicht auftreten1. Aber es zeigt sich deutlich im Körper, was der Mensch denkt.

Fall 4

Zu Beginn meiner Praxistätigkeit kam ein Mann Anfang 50 zu mir. Er war regelrecht zornig und zeigte mir eine Tüte mit Medikamenten. „Herr Doktor, seit vier Monaten habe ich Schwindelanfälle und habe alle diese Medikamente bekommen, aber sie helfen nicht. Warum habe ich diesen Schwindel?“ Seine Schwindelanfälle waren sehr interessant: Der Mann arbeitete körperlich schwer den ganzen Tag mit der Kettensäge – ohne Probleme. Doch immer, wenn er nach Hause kam und sich hinsetzte, kamen die Schwindelanfälle.

Vier Wochen, bevor sein Schwindel anfing, hatte ihm der Nachbar die geheimen Pläne seiner Schwiegermutter offenbart. Es ging um ihr Haus, das der Patient aufwendig renoviert hatte, weil seine Frau es eines Tages erben sollte. Aber für den Fall, dass der Schwiegervater zuerst sterben würde, sollte der Sohn der Schwiegermutter aus erster Ehe das Haus bekommen. Diese Ungerechtigkeit regte den Patienten sehr auf. Dieser Konflikt war nicht gelöst und das zeigte die körperliche Reaktion – jeden Tag, wenn er nach Hause kam. Bei dem Mann trat eine Krankheit ohne eine körperliche Fehlfunktion auf. Auf ärztlichen Rat hin versuchte er, mit Medikamenten, also mit Chemie, die Beschwerden zu beheben. Aber da die Ursache woanders lag, konnten die Medikamente keine dauerhafte Heilung bringen.

Betrachten wir nun die Grundbedürfnisse des Menschen genauer. Was ist erforderlich, damit der Mensch richtig funktioniert, also gesund ist?

Das Leben ist – leicht nachvollziehbar – von der Erfüllung der Grundbedürfnisse abhängig. Das „Gesetz des Lebens“ steuert, was wir als Menschen brauchen. Wenn alle relevanten Bedürfnisse innerhalb eines Optimalbereiches erfüllt sind, bewegt sich unser Zustand zwischen einer Grenzlinie für „zu wenig“ und einer Grenzlinie für „zu viel“. Dann funktioniert alles normal und es liegt vollständige Gesundheit vor. In diesem Zustand könnte also keinerlei Krankheit entstehen.

Immer, wenn eine Krankheit oder Fehlfunktion auftritt, befinden wir uns im Zustand nicht erfüllter bzw. übererfüllter Bedürfnisse – und damit außerhalb des Optimalbereiches. Wenn also ein Symptom auftritt, stellt sich die Frage, was dem Patienten „fehlt“ oder was für ihn ggf. „zu viel“ ist. Auf der physischen Ebene ist es offenkundig, dass etwas zu viel oder zu wenig vorhanden sein kann, wie etwa Wärme oder Flüssigkeit.

In der Natur ist es so eingerichtet, dass es neben dem Optimalbereich immer noch einen Toleranzbereich gibt, in dem der Mensch „nur“ krank ist. Erst bei Unter- oder Überschreitung dieser zusätzlichen Toleranz führt die auftretende Fehlfunktion zu einem unwiderruflichen Funktionsausfall und damit zum Tod des Menschen. Bei der Nicht- bzw. Untererfüllung und auch der Übererfüllung von Grundbedürfnissen tritt jeweils im Extremfall dieselbe Folge ein: Der Mensch stirbt.

Deshalb ist es entscheidend, rechtzeitig zu wissen, was dem Körper fehlt oder zu viel ist. Bei den physischen Bedürfnissen haben wir alle gelernt, was zu tun ist, wenn der Körper zu uns über körperliche Nöte „spricht“. Wir wissen, dass wir Sauerstoff, Wasser, Nahrung und Wärme brauchen. Sobald wir an den Rand des Optimalbereiches kommen, reagiert unser Körper. Am einfachsten ist es wohl bei der Wärme zu beobachten: Wir frieren bei zu wenig Wärme oder schwitzen, wenn es zu warm wird. Auch bei Hunger, Durst und Müdigkeit erkennen wir: Aha, dies und das braucht der Körper. Der Körper an sich kann nicht lügen, seine Signale stimmen. Der Körper erklärt auf einfache Weise seinen Ist-Zustand. Wir wissen sehr genau, ohne in ein Buch schauen zu müssen, dass wir dann essen, trinken oder schlafen sollten.

Nun gibt es Krankheiten wie Tinnitus oder zufallende Ohren. Es gibt Patienten mit Schwindelanfällen oder Krebs und viele anderen Krankheiten. Was fehlt diesen Menschen? Ist es Essen und Trinken? Liegen wir mit solchen Krankheiten außerhalb des Optimalbereiches gemäß dem Gesetz des Lebens, und wenn ja, um welches Bedürfnis geht es?

Anfangs war mir völlig neu, ob und wie unerfüllte geistige Bedürfnisse zu körperlichen Störungen führen. Deshalb hat es auch etwas gedauert, bis ich erstmals sah und dann davon überzeugt wurde, dass das Denken die „Essenz“ des Lebens des Menschen ist. Der Mensch braucht Gerechtigkeit, Freiheit und Sicherheit und vieles mehr, damit sein Körper gut funktioniert. Das war für mich erstmal nicht so leicht begreifbar, weil ich davon nichts im Medizinstudium erfahren hatte.

Die Dinge, die man in den Gedanken betrachtet, sind, wenn man so will, nur Phantasie. Wieso sind sie dann so entscheidend und können uns krank machen? Ich bin mit 19 Jahren aus dem damals noch kommunistischen Rumänien nach Deutschland geflohen. Wieso bin ich das Risiko einer Festnahme eingegangen? Ging es mir bei der Flucht um Essen und Trinken? Zu essen gab es in Rumänien genug, wenn auch nicht so vielfältig wie im Westen und manchmal gab es auch Sorge darum. Aber das Materielle war nicht der entscheidende Punkt. Ich bin geflohen, weil mir die Freiheit wichtig war und ich ein großes geistiges Bedürfnis danach hatte. In Deutschland bin ich dann nach Freiburg gekommen, ein schöner Name für eine Stadt, wie ich finde.

Die geistigen Bedürfnisse wie etwa Freiheit und Gerechtigkeit können nicht übererfüllt werden, dies ist ein wichtiger Unterschied zur körperlichen Ebene. Geistige Bedürfnisse sind entweder zu 100 % abgedeckt oder nur unzureichend bzw. gar nicht erfüllt. Daher gibt es bei ihnen keinen Toleranzbereich nach oben. Es gibt also kein „zu viel“ an Gerechtigkeit, Freiheit oder Sicherheit.

Zu welchen Körperreaktionen führen die nicht erfüllten geistigen Bedürfnisse? Mit anderen Worten, was können unsere Gedanken alles im Körper bewirken? Nach mehreren 10.000 Beratungen kann ich in den körperlichen Symptomen und Krankheiten eine geistige Not des Menschen erkennen, welche sich im Körper zeigt.

Ich fragte mich, wie ein nicht-physisches Element eine physische Reaktion hervorrufen kann. Was sind Liebe, Gerechtigkeit, Freiheit, Sicherheit? Sind sie chemische Stoffe? Wenn sie das wären, dann könnten wir sie chemisch formulieren und reproduzieren. Käme dann jemand und würde klagen, dass er eine Ungerechtigkeit oder Lieblosigkeit erlebt hat, dann könnte man ihm eine Dosis Gerechtigkeit, Liebe oder Freiheit verabreichen und alles wäre wieder gut. So etwas gibt es aber nicht. Wir können „Liebe“ nicht verschreiben und verabreichen. Liebe ist ein geistiges Element und damit gleichzeitig eine geistige Information, welche keine chemische Formel hat. Sie kann nur in Gedanken verarbeitet werden. Und dass sie ein absolutes Bedürfnis des Menschen ist, kann nicht geleugnet werden. Aber dass Liebe den Körper krank macht, wenn sie nicht vorhanden ist, ist uns meistens nicht bekannt. So wie Sauerstoff, Wasser und Nahrung in der vorgegebenen Menge zugeführt werden müssen, muss die Liebe als Bedürfnis zu 100 % befriedigt werden.

Deshalb sind die Gedanken zentral, wenn wir der Ursache der Krankheit auf den Grund gehen wollen. Dazu müssen wir wissen, was Gedanken eigentlich sind. Klar ist uns, dass sie Informationen transportieren. Woher aber die Gedanken kommen, war meine nächste Frage.


  1. Die Frage, ob Materie denken kann, wird später noch betrachtet.