7. Wie entsteht die Krankheit?¶
Ich möchte Ihnen den Fall schildern, an dem ich das Prinzip, wie Krankheit entsteht, selbst gelernt habe. Ich habe es bei allen nachfolgenden Patienten immer und immer wieder genauso beobachten können und kein anderes Muster gefunden.
Fall 5
Eine Patientin, Anfang 30, hatte seit 14 Tagen anhaltende, starke Kopfschmerzen, die einfach nicht nachließen, trotz Einnahme von Schmerzmitteln. Sie wurde vom Hausarzt wegen dieser Kopfschmerzen ohne Erfolg behandelt, dann hat er sie mir überwiesen, um eine Nebenhöhlenentzündung auszuschließen. Ich untersuchte die Patientin gründlich, fand aber nichts Auffälliges. Da die Frau einen sehr leidenden Eindruck machte, dachte ich an einen Hirntumor oder eine Hirnblutung. Das noch am selben Tag gemachte CT des Kopfes zeigte einen unauffälligen Befund.
Die Schmerzen der Frau waren zunächst unerklärlich. Sie hatte kein Kopftrauma oder sonstige körperlichen Einwirkungen erlitten. Waren ihre Schmerzen nur eine Einbildung? Man kann Schmerzen natürlich nicht sehen, aber man kann sie in einem Funktions-Kernspintomogramm sichtbar machen, indem man aktivierte Areale im Gehirn feststellt. Man weiß, wenn bestimmte Aktivierungsmuster auftreten, empfindet der Mensch Schmerzen.1 Schmerzen sind chemischen Reaktionen aus dem Limbischen System, welche in der Hirnrinde dem Geist die Schmerzen signalisieren.
Wie sollte ich nun mit der Frau weiter vorgehen? Sie hatte glaubhaft starke Beschwerden. Schmerzen kann man sich nicht einbilden. Man kann sie allerdings durch Einbildung produzieren. Wenn sie aber da sind, sind sie physiologisch nachvollziehbar. Dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Als ich während des Medizinstudiums morgens an der Vorlesung über die Lebensgefahr bei der Blinddarmentzündung teilnahm, bekam ich noch am selben Tag gegen Mitternacht Schmerzen in der Blinddarmregion. Aus Angst, ich könnte sterben, begab ich mich sofort in die Notfallaufnahme, wo ich stationär aufgenommen wurde. Nach zwei Tagen mit Untersuchungen, ob nun eine Blinddarmentzündung vorliegt oder nicht, wurde dann zur Sicherheit der Blinddarm entfernt. Es stellte sich heraus, dass er nicht entzündet war.
zu Fall 5
Da keine physische Ursache für die Schmerzen in Betracht kam, blieb nur noch die geistige Komponente. Ich fragte nach, ob vor 14 Tagen etwas passiert sei, was die Patientin mitgenommen hätte. Daraufhin berichtete die Frau: „Vor 14 Tagen habe ich erfahren, dass mein Freund mich betrogen hat.“ Die Beziehung lief seit einem Jahr und sie hatte viel aufgegeben, um von weit her zu ihm zu ziehen. Sie hatte ihre Familienangehörigen zurückgelassen, um mit ihm gemeinsam zu leben. Jetzt fand sie heraus, dass er ihr untreu gewesen war.
In unserem Geist haben wir das Bedürfnis nach Treue verankert und Untreue ist das Gegenteil davon. Da wir von unseren Bedürfnissen bestimmt sind, reagieren wir auf ein Anti-Bedürfnis automatisch mit Ablehnung. So auch diese Frau. Was mich jedoch interessierte, war, welcher Gedankengang zum Kopfschmerz führte. So habe ich sie gefragt, welche Gedanken sie über ihren Freund hatte, bevor sie die Nachricht erfuhr und wie ihre Gedanken danach aussahen. Sie hatte zuvor nur liebevolle Gedanken ihm gegenüber. Liebevolle Gedanken sind grundsätzlich freie Gedanken, d. h. sie entsprechen unserem geistigen Bedürfnis. Jeder freie Gedanke führt zu Entscheidungen, die einen körpergerechten elektrischen Stromimpuls auslösen und im Limbischen System eine positive Emotion bewirken. Dies ist die körperliche Bestätigung, dass der Stromimpuls körpergerecht war und gibt dem Geist die Information: Mach weiter so! Liebevolles Denken kann keine Störung und somit auch keine Krankheit im Körper auslösen.
Jetzt bekommt die Frau aber die schlechte Nachricht über die Untreue ihres Freundes. Diese Information verletzt das Bedürfnis des Geistes nach Treue, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit. Denn wenn der Mann fremdgeht, dann bricht er nicht nur die Treue und ist nicht ehrlich, sondern er begeht zudem eine Ungerechtigkeit. Mit welchen Gedanken reagiert die Frau auf den Treuebruch? Sie fühlt sich enttäuscht, ist verletzt und hat zudem Rachegedanken.
Diese negativen Gedanken erzeugen einen elektrischen Impuls, der dem Körper offensichtlich schadet. Es sind die unfreien Gedanken, welche der Geist denkt und mit denen er sich selbst blockiert. Immer dann, wenn der Geist sich selbst gefangen nimmt, trifft er nicht-körpergerechte Entscheidungen, die im Gehirn einen nicht-körperkonformen Stromimpuls auslösen. Dieser falsche Antrieb führt zu einer Schädigung des Gehirns und aller anderen daran gekoppelten Organe. Zusammengefasst: Negative und unfreie Gedanken führen stets zu einem nicht-körpergerechten Strom mit mehr oder weniger starkem Schaden im Körper.2
Ganz allgemein entsteht die Not des Menschen dadurch, dass irgendjemand etwas tut, was dem Bedürfnis seines Geistes nicht entspricht. Dieses Anti-Bedürfnis wird als Anlass genommen, dagegen vorzugehen. Da der andere jedoch (meistens) nicht zu verändern ist, ist dieses Bestreben eine Gefangennahme des eigenen Ichs. Je mehr man an diesen unfreien Gedanken festhält, desto stärker vermehren sie sich und es kommen weitere nicht lösbare Probleme im Geist auf. So war die Patientin mit noch einem weiteren Gedanken gefangen, mit dem sie sich schon seit 14 Tagen quälte: „Ich würde meinen Freund ja gerne behalten, wenn ich die Garantie hätte, dass er mir nie wieder untreu würde.“ Damit bringt sie sich in eine unlösbare Situation, denn wo gibt es eine Garantie dafür, dass ihr Freund zukünftig treu bleiben wird? Sie weiß selbst, diese Garantie gibt es nicht, trotzdem hält sie am Freund fest und würde ihn, wenn möglich, zur Treue zwingen. Dieser in ihr selbst ausgeübte Zwang führt zu den Kopfschmerzen.
Jetzt stellt sich die Frage nach dem Grund unserer Beziehungen. Warum gehen wir sie ein? Der allgemeine Glaube ist, dass wir den Mitmenschen brauchen, damit er unsere geistigen Bedürfnisse befriedigt. So glaubt auch diese Patientin, sie braucht den Freund zur Erfüllung ihrer geistigen Bedürfnisse. Sie glaubt, er könne ihre Bedürfnisse nach Liebe, Treue und Sicherheit stillen. Deshalb hat sie sich für ihn entschieden und lebt mit ihm zusammen. Kann ihr Freund ihre Bedürfnisse überhaupt stillen? Ist ihr Ansinnen realistisch? Lässt das Gesetz der Natur denn die Möglichkeit zu, dass einer für den anderen trinkt, isst oder denkt?
Jeder Mensch – das habe ich immer wieder gesehen – reagiert gegen sich selbst, wenn ein anderer etwas tut, was entgegengesetzt zu seinem geistigen Bedürfnis steht. Er verletzt sich selbst, ohne es zu merken und ohne es zu wollen. So auch diese Patientin, sie nimmt sich geistig gefangen und produziert sich selbst ihre Kopfschmerzen, weil sie überzeugt ist, dass ihr Freund ihr die Treue schuldet. Und ich habe ihr Recht gegeben bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich erkannte, dass ihr Geist mit diesem Ansinnen ihrem Körper schadet und das Gesetz der Natur nicht erlaubt, was sie will. Erst als ich das Ganze „unter die Lupe nahm“, erkannte ich den Gedankenfehler.
Als Arzt gehe ich davon aus, dass alles, was dem Körper schadet, dem Körper auch nicht angetan werden soll. Gebe ich dem Körper die falsche Nahrung, dann wird er darauf negativ reagieren. Reagiert der Körper negativ auf meine Gedanken, dann können diese nicht stimmen. Dann muss ich diese Gedanken verändern, genauso wie ich dies bei der Nahrung tue, die für den Körper schädlich ist.
Worin liegt nun der Gedankenfehler, welchen ich anschließend bei allen nachfolgenden Patienten wiedererkennen konnte? Er liegt in einem unbewussten Selbstbetrug, der jedoch nicht als Lüge angesehen wird. Und da er uns allen gemein ist, ist jeder sein eigener Feind und zerstört sich selbst, wenn seine Nächsten, seine Bezugspersonen, nicht tun, was sie sollen oder wenn sie sterben. Dieser unbewusste Selbstbetrug wäre mir unbekannt geblieben, hätte ich die Krankheit und das Gesetz der Natur nicht als Maßstab genommen.
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Kröner-Herwig, B. et al., (2011): Schmerzpsychotherapie: (7. Aufl.) Springer, S. 6 ↩
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Die Gedanken erreichen als Impuls über das Limbische System das Knochenmark als nächsten Punkt im Kreislauf des Menschen. Schon der weise Salomo schrieb, dass ein betrübtes Gemüt das Gebein verdorren lässt (Sprüche 17,22). Er wusste, dass alle körperlichen Krankheiten aus dem Knochenmark kommen. Dort wird das Blut produziert, sprich alle Antikörper und die Abwehrzellen. Alles was im Knochenmark abläuft, geschieht auf Befehl des Geistes. Die Tätigkeit des Knochenmarks beeinflusst die Funktion aller anderen Organe des Körpers. Materielle Elemente wie Luft, Wasser und Nahrung gelangen über die Lunge, den Magen etc. erst nach den Gedanken in den Funktionskreislauf des Menschen. Am Anfang des Menschen steht die Liebe als geistiges Element, nicht die Chemie. Von den Organen fließt die Information wieder zurück in das Limbische System, dann zur Hirnrinde und von dort zum Geist, damit schließt sich der Funktionskreislauf des Menschen. ↩