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6. Die Seele – Summe von Körper und Geist

Nach der evolutionsbasierten Wissenschaft entstammt der Geist der Materie. Er wird aber nicht Geist, sondern „Psyche“ genannt. Die Psyche wird als Resultat der Aktivität der Hirnrinde angesehen. Wäre dies so, dann sollten die körperlichen Bedürfnisse und Nöte wichtiger sein als die geistigen. Der Körper müsste den Geist steuern. Wir haben gesehen, dass das nicht zutrifft.

Aus der Chemie bzw. der Materie der Zellen kann naturgesetzlich ganz bestimmt kein immaterieller Geist hervorgehen. Man stelle sich nur vor, der Körper erstellt sich eine Psyche, die dann entscheidet, dem Körper etwas zu essen zu geben oder auch nicht. Oder die ihn dazu bringt, aus dem 11. Stock zu springen etc. Das wäre nach unserem Verstand unplausibel und dem Gesetz von Ursache und Wirkung entgegengesetzt.

Der Geist ist es, der mittels der Gedanken einen Stromfluss in den Körper hinein auslöst. In der Abhängigkeit von der Ausrichtung dieser Gedanken kann durch den Strom im Körper eine Fehlfunktion, Selbstverletzung und auch Krankheit entstehen.

Das zeigt, dass der vom Geist hervorgerufene Stromimpuls für die Hirnrinde in seiner Wirkung festgelegt sein muss, also die „richtigen“ Gedanken zu einem körpergerechten Impuls führen, die „falschen“ Gedanken aber schädlich wirken. Die Hirnrinde ist Materie und hat keine eigene Entscheidung und keine Freiheitsgrade, wie sie auf den Geist bzw. den Gedanken reagiert. Somit kann man im Körper die richtige Denkweise des Geistes, die dem Körper den richtigen Stromimpuls setzt, verlässlich ablesen. Gleichzeitig kann auch der falsche, nicht-körpergerechte Stromimpuls im Körper objektiviert werden. Ein objektives Messinstrument für das subjektive Denken ist eine sehr vorteilhafte Sache, besonders wenn es um unser Leben und unsere Gesundheit geht. Aber bis wir diese Details ausfindig machen, sollten wir uns einen Überblick über die Anthropologie, d. h. die Theorien zur menschlichen Natur verschaffen. Es gibt viele verschiedene Theorien über den Aufbau des Menschen, wir wollen uns hier nur über die drei bekanntesten Ansätze Gedanken machen.

1. Zum einen wird der Mensch als Zusammenspiel von drei eigenständigen Einheiten angesehen: Körper, Geist und Seele. Dabei seien Seele und Geist geistige Einheiten. Dieses Menschenbild wurde bereits von den alten Griechen geprägt, man spricht daher vom platonischen und aristotelischen Menschenbild. Platon beschreibt den Menschen sehr anschaulich als einen Gott, der sich in einem Tierleib gefangen hat. Folglich ist der Tod eine Art Befreiung für den Menschen. Er wird dann wieder zu einem Gott.1

Ein solches Verständnis vom Menschen ist bis heute prägend, es findet sich in vielen Religionen und insbesondere auch im Christentum.

2. Ebenfalls schon seit den alten Griechen gibt es einen Gegenentwurf – das stoische und epikureische Menschenbild. Nach dieser Auffassung ist der gesamte Mensch ausschließlich Chemie und aus ihr entspringen auch die geistigen Fähigkeiten. Der Großteil der evolutionsbasierten Medizin und Wissenschaft hängt diesem doch recht einfachen Menschenbild bis heute an. Liebe oder auch Leidenschaft entsteht hiernach durch die „Verbrennung“ in den Zellen.

3. Nach den bisherigen Ausführungen gibt es unausweichliche Beweise, dass man mit Materie allein den Menschen nicht erklären kann. Nach dem Gesetz der Natur ist es erforderlich, dass der Körper von einer Kraft angesteuert werden muss, welche er sich selber nicht verfügbar machen kann. Deshalb ist es plausibel, den Menschen als aus zwei Einheiten bestehend zu sehen: Körper und Geist. Eine dritte Einheit konnte ich nicht finden, aber anhand der gegenseitigen Abhängigkeit von Körper und Geist – einer kann ohne den anderen nichts tun – ist der Begriff Seele eine gute Beschreibung dieser Tatsache. Der Mensch ist also eine Seele, bestehend aus Geist und Körper.

Ein Vergleich, der dies etwas veranschaulichen soll, ist Wasser. Wasser (H2O) liegt vor, wenn wir Sauerstoff und Wasserstoff zusammen in Verbindung haben. Sowie Wasser aus zwei Elementen besteht, besteht auch die Seele aus zwei nicht trennbaren Elementen. Werden sie getrennt, haben wir kein Wasser mehr, sondern Sauerstoff und Wasserstoff. Werden Geist und Körper getrennt, ist der Mensch tot. Damit ist die Seele nicht mehr vorhanden, sondern nur die getrennten Elemente, Geist und Körper. Eine Funktion des Menschen ist nur in Zusammenarbeit beider Einheiten möglich.

Ein anderes Bild für die Zusammenarbeit von Geist und Körper ist die Verbindung zwischen einem Klavierspieler und einem Klavier. Das Klavier kann von alleine keine Töne hervorbringen. Auch der Spieler kann ohne Klavier keine Klaviermusik erzeugen. Erst wenn Spieler und Klavier zusammenwirken, entsteht die Musik. Diese Musik ist die Kombination eines Spielers und eines Instrumentes. So ist auch die Seele das Ergebnis des Zusammenwirkens von Geist und Körper. Der Körper ist dabei das Klavier, der Geist ist der Spieler. Zwei unterschiedliche Komponenten ergeben eine neue Einheit, die lebendige Seele. Nach dem Gesetz bestehen gegenseitige Abhängigkeiten, aber die Steuerung des Körpers erfolgt durch den Geist. Kommt es zur Trennung, gibt es keine Musik mehr. Das Leben endet, wenn der Geist den Körper verlässt.

Der Geist und der Körper bilden also eine Funktionseinheit. Beide können nur im Zusammenspiel funktionieren. Dennoch ist der Geist dem Körper vorgeschaltet und steuert ihn. Der Körper hat seinerseits festgelegte Einstellungen, welche der Geist nicht übergehen kann. Das heißt, auch wenn der Geist den Körper steuert, kann er mit dem Körper nicht mehr tun, als dieser hergibt. Deshalb ist der Geist des Menschen durch den Körper limitiert und begrenzt.

Somit wird verständlich, dass die fünf Sinne des Menschen, also Fühlen, Sehen, Riechen, Schmecken, Hören nur in Kombination zwischen dem Körper und Geist vorhanden sein können. Wobei durch den Körper die physische Information über die Nerven die Hirnrinde erreicht und dann dem Geist präsentiert wird, welcher daraus fühlt, riecht, sieht, hört oder schmeckt. Auch die Denkfähigkeit des Geistes ist von der Hirnrinde abhängig. Der Geist denkt zwar selbst, aber nicht ohne Hirnrinde. So wie die Füße zum Gehen benutzt werden, obwohl diese nicht von alleine gehen können, so kann auch der Geist ohne ein funktionierendes Gehirn nicht denken. Bei allem, was der Mensch tut, sind immer beide Einheiten beteiligt.


  1. Reuter, H. (2014): Geschichte der Psychologie. Hogrefe, S. 31-45